Dienstag, 19. April 2016

Siehst Du? Wir wussten, Du schaffst es nicht!


"Siehst Du? Wir wussten, Du schaffst es nicht!  das würden die Leute sagen" beantwortet Oha mit einem müden Lächeln meine Frage, wieso die Kommunalverwaltung das Projekt nicht unterstützt. "Zu viele verdienen hier daran, dass die Stadt geteilt wird, wieso sollten sie etwas unterstützen, was die Menschen zusammenbringt?"  Aber so frustriert die Antwort in dem Moment klingt, so engagiert und begeistert zeigt er sich im weiteren Verlauf des Gespräches. 



Wir sitzen im Cafe der Mostar Rock School, im Pavarotti Musikzentrum, an den Wänden Poster von John Lennon, Kurt Cobain, Jimmy Hendrix und Bob Marley. Es herrscht ein lebendiges Wuseln und Treiben, Kiddies laufen mit ihren Instrumenten zu den Proberäumen, grüssen uns im Vorbeigehen. Jeden einzelnen der SchülerInnen kennt Oha beim Namen und für jeden einzelnen hat er ein Lächeln übrig. "Sie lernen hier nicht nur, wie man ein Instrument spielt" sagt er  "sie werden hier zu Freunden."

Orhan "Oha" Maslo ,Vollblutmusiker und ehemaliger Drummer bei Dubioza Kolektiv, ist der Kopf hinter dem Projekt "Mostar Rock School". Ein Projekt, das Kindern und Jugendlichen, unabhängig von Nationalität und Religion, Musik nahebringt. Sechs Lehrer, vier Räume und ein Tonstudio stehen ihnen dafür zur Verfügung. Die Kids im Alter von 12 - 20 Jahren gründen Bands, treten mit eigenen Songs oder Covern auf.  



Doch sie machen noch so viel mehr als das: sie zeigen, wie wichtig Kunst und Musik in einer Umgebung sind, in der der Nationalismus immer stärker wird. Mit ihren Auftritten singen sie gegen die Hetze und Zweiteilung der Stadt an und setzen so ein Zeichen gegen das Hass und für ein friedliches Miteinander.
Oha erzählt mir im Gespräch von den Anfängen des Projektes und gegen welche Widerstände er kämpfen musste, um seinen Wunsch umzusetzen. Seit 1998 spielt er mit dem Gedanken eine Musikschule für alle Jugendliche zu gründen. Erst 2012 kann er mit Hilfe der holländischen "Musicians without borders" und einer Finanzspritze von der Robert-Bosch-Stiftung dieses Wunsch in die Tat umsetzen. Innerhalb kürzester Zeit rockt er im wahrsten Sinne des Wortes Mostar, von 55 Schülern im ersten Jahr ist die Zahl inzwischen auf 200 gestiegen und das Interesse ist gross. Doch, so erzählt er weiter, hier kommt wieder die Politik ins Spiel. Eine Förderung des Projektes wird abgelehnt, die Miete für vier Räume in einem Haus der Stadt Mostar beträgt 2300 KM = knapp 1200 Euro. Um die Kosten zu decken, müsste er von seinen Schülern 170 KM verlangen, doch da sich kaum eine Familie diese Summe leisten kann, zahlen die Schüler symbolische 25 KM. Finanziert wird die Mostar Rock School durch Spenden, so unterstützte die norwegische Botschaft bis vor kurzem das Projekt. Allerdings hat die norwegische Regierung vor zwei Wochen sämtliche Förderungen auf dem Balkan eingefroren, so dass die Zukunft der Mostar Rock School fraglich ist und auf der Kippe steht. Fristen für eventuelle Förderanträge aus dem Ausland sind längst abgelaufen. Und betteln will er nicht, dazu sagt er, arbeiten die Kids und alle, die am Projekt beteiligt sind, zu hart. Prominente Unterstüzung hat er bereits seit längerem von Dubioza Kolektiv, die im Dezember ein Konzert in Mostar gegeben haben, vom Erlös wurde das Tonstudio eingerichtet. Jetzt geht es darum, dass die Schule dieses Jahr über die Runde kommt und hier kommen wir ins Spiel: Wer dieses wichtige Projekt unterstüzen will, kann dies in Form einer Mitgliedschaft tun, 50 Euro beträgt diese pro Jahr. Mehr Infos dazu gerne per Email.
Dokutip

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